VERÄNDERUNGEN/STILLSTAND/ZEIT

20.12.2017 etwa um 07:00 Uhr sass ich am Busbahnhof in Guayaquil. Es war leicht frisch, sass an einem Tisch, gerade aus von mir eine übergrosse Jesuskrippe, Glasfenster vor und über mir, Geruch von Frittiertem, ich sass zwischen Frittenbuden und Kaffeeständen. 

 

28.12.2017 etwa 18:00 Uhr und ich sitze nun wieder am Busbahnhof in Guayaquil an einem Tisch neben an, vor mir die übergrosse Jesuskrippe, Glasfenster vor und über mir, Geruch von Frittiertem, ich sitze zwischen Frittenbuden und Kaffeeständen. 

 

Ich blicke um mich, draussen schwaches Licht, Menschen sprechen, lachen, holen ihr essen ab, werfen ihr essen weg, unterhalten sich, suchen jemanden, suchen einen Tisch, alles ist gleich, nichts hat sich verändert, die Zeit ist stehen geblieben oder doch nicht? 

 

Ich sass da also eine Woche später wieder mehr oder weniger am gleichen Ort. Alles sah gleich aus, es war als wäre ich nie ins Flugzeug gestiegen, als hätte ich nie den weissen Sand unter meinen Füsse gespürt, als wäre ich nicht mit Schildkröten geschwommen, als wäre ich nicht durch Souvenir Shops geschlendert, als hätte ich diesen Schluck Wein zu viel nicht gehabt, als hätte ich die Spaghetti mit der wässrigen Tomatensauce nicht gegessen, als hätte ich nie eine Taucherbrille aufgehabt, meinen Atem unter Wasser verlangsamt, als hätte ich die Sonnenuntergänge nicht gesehen, das Meer nie gerochen, Guayaquil nie verlassen. 

 

Wenn sich nichts verändert/verändert hat, ist dann auch keine Zeit vergangen? Erkennt man Zeit nur durch Veränderungen? Können wir durch Veränderung die Zeit beeinflussen? Mehr Veränderung, mehr Zeit vergangen? Keine Veränderung, keine Zeit vergangen? Ist Zeit wieder nur so eine Erfindung von uns Menschen? Beschreibt die Zeit lediglich die Abstände zwischen Veränderung und Stillstand? 

 

Nun, obwohl ich mehr oder weniger am gleichen Tisch sitze, vor mir die übergrosse Jesuskrippe, Glasfenster vor und über mir, Geruch von Frittiertem zwischen den Frittenbuden und Kaffeeständen in meiner Nase habe und alles gleich erscheint, ist es nicht mehr gleich. 

 

Hätte jemand ein Foto von mir am Morgen des 20.12.17 gemacht und von jetzt, würde es so scheinen, als hätte ich Guayaquil nie verlassen, nichts erlebt, nichts hätte sich verändert. Doch obwohl man auf diesen Fotos keine Veränderung, keine vergangene Zeit erkennen könnte, spürte ich den weissen Sand unter meinen Füssen, habe ich Schildkröten gesehen, bin ich durch Souvenir Shops geschlendert, habe ich einen Schluck Wein zu viel getrunken, habe ich die Spaghetti mit der wässrigen Tomatensauce gegessen, habe ich eine Taucherbrille aufgehabt, habe ich meinen Atem unter Wasser verlangsamt, habe die Sonnenuntergänge gesehen, das Meer gerochen und Guayaquil verlassen. 

 

An was machen wir Zeit fest? An Veränderungen die wir beobachten, an Veränderungen die andere beobacht haben, vergeht Zeit solange es keinen Stillstand gibt? Oder ist Zeit doch nur eine Erfindung von uns Menschen? 

 

Wie man so schön sagt: "kommt Zeit, kommt Rat." 

 

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